Leistenbruch

Die Operation eines Leistenbruches ist ein sehr häufiger Eingriff, da viele Menschen im Laufe ihres Lebens durch eine zunehmende Bindegewebsschwäche mechanische Schwachstellen an der Bauchdecke entwickeln. Wegen des nur beim Mann vorhandenen Samenstrangs und der so anatomisch vorgegebenen Schwachstelle an dessen Bauchdeckendurchtritt sind überwiegend Männer von dieser Erkrankung betroffen. In unserer Abteilung werden sowohl aktuell etablierte minimal-invasive als auch offene Operationstechniken angeboten. Die minimal-invasive Technik mit kleinen Schnitten bietet viele Vorteile und wird ausschließlich von ausgewiesenen Expert*innen durchgeführt.

Wie wird ein Leistenbruch festgestellt und wann wird operiert?

Beim Verdacht auf einen Leistenbruch braucht es in der Regel nur eine kurze Befragung und eine klinische Untersuchung. Leistenbrüche zeigen sich meist als gut sicht- und ertastbare Beule oder Schwellung in der Leistengegend. Sie sind deshalb in der Regel schnell diagnostiziert.

Da ein Leistenbruch mit Ausnahme einiger kleiner und beschwerdefreier Brüche in der Regel nicht von allein ausheilt, muss in nahezu jedem Fall operiert werden. In leichten Ausprägungen kann ein Bruchband verwendet werden. Dieses sollte allerdings nicht zur Dauerlösung werden, da es die Begleiterscheinungen des Bruches nur lindert, ihn aber nicht korrigiert.

Ambulante oder stationäre Leistenbruch-OP?

Die Entscheidung, ob Ihre Leistenbruch-OP ambulant oder stationär durchgeführt werden soll, treffen Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt. Maßgebende Gesichtspunkte sind die Größe des Leistenbruches, die geplante Operationsmethode, eventuelle Begleiterkrankungen sowie etwaige Vorgaben Ihrer Krankenkasse.

Auch ein Kompromiss zwischen ambulanter und stationärer Behandlung ist möglich, die sogenannte stationäre Kurzzeitbehandlung: Dazu kommen Sie erst am Morgen der Operation zur stationären Aufnahme und bleiben dort für 24 Stunden. Wenn alles in Ordnung ist, können Sie das Krankenhaus am Tag nach der Operation wieder verlassen. Sollten eventuell noch Probleme bestehen, lässt sich der stationäre Aufenthalt problemlos verlängern.

Welche Betäubung wird durchgeführt?

Bei  Leistenbruch-OP bevorzugen wir die Vollnarkose. In deren Vorbereitung erhalten Sie ein Beruhigungsmedikament und können bereits wenige Stunden nach dem Eingriff wieder aufstehen, essen und trinken.

Falls Sie es wünschen und der medizinische Befund es zulässt, können Sie sich gemeinsam mit Ihrer Narkoseärztin / Ihrem Narkosearzt natürlich auch auf ein anderes Narkoseverfahren verständigen. Eine Operation in lokaler Betäubung bei offenen Verfahren ist möglich.

Von Erstgespräch bis Aufwachraum

So läuft die Leistenbruch-OP ab:

Schritt 1: Operationsvorbereitung

Diese Vorbereitung beinhaltet:

  • Vorgespräch zur Planung des Eingriffes
  • Aufklärungsgespräch mit der Chirurgin / dem Chirurgen und der Narkoseärztin / dem Narkosearzt
  • Orientierende Blutuntersuchung

Je nach Bedarf und Befund sind vor der Leistenbruch-OP ggf. noch weitere Untersuchungen erforderlich (z. B. EKG, Röntgenaufnahme des Brustkorbes, Ultraschalluntersuchung). Alle diese Maßnahmen werden in der Regel im Rahmen der präoperativen Vorbereitung ambulant bei uns durchgeführt.

Schritt 2: Operationstag

Sie kommen am Morgen des Operationstages ins Krankenhaus. Die Leistenbruch-OP selbst erfolgt in der Regel am Vormittag. Vor der Operation wird der unmittelbare Operationsbereich in der Leiste von Behaarung befreit und der Eingriff sowie die zu operierende Seite markiert, um Verwechslungen auszuschließen.

Nach dem Eingriff werden Sie in unserem Aufwachbereich überwacht und später durch das Pflegepersonal zu Ihrem Zimmer gebracht. Gegen die Wundschmerzen erhalten Sie spezielle Medikamente.

Schritt 3: Entlassung

Je nach Verlauf und Situation erfolgt die Entlassung im besten Fall am Tag nach der Operation. Über die weitere Behandlung und die Schonung nach einer Leistenbruchoperation erhalten Sie ein detailliertes Merkblatt.
 

Operationsverfahren

Leistenbruch-OP mit Kunststoffnetz

Bei der Leistenbruch-OP mit Kunststoffnetz legen wir zur Abdichtung der Bruchlücke und zur dauerhaften Verstärkung der Leistenregion feine Kunststoffnetze in das Gewebe ein. Diese Netze bestehen aus dem gleichen Material wie die Nähte, die bei anderen Operationsverfahren zum Einsatz kommen. Die Netze verbleiben dauerhaft im Körper und bauen sich nicht oder nur teilweise ab. Wir legen sie entweder von innen durch die Bauchhöhle mit Hilfe von Spiegelinstrumenten (Laparoskop, Endoskop) ein, oder von außen über einen kleinen Schnitt in der Leiste.

Leistenbruch-OP ohne Kunststoffnetz

Ist eine Leistenbruch-OP mit Kunststoffnetz nicht indiziert, wird der Leistenbruch bei dieser Methode über einen Schnitt in der Leiste offen beseitigt und die Bruchlücke mit körpereigenem Gewebe eingeengt oder verschlossen. Die meisten kunststofflosen Verfahren beruhen auf dem Prinzip der sogenannten Doppelung: Körpereigene Strukturen (Faszien, Muskeln) werden im Bereich der Bruchlücke übereinander gezogen und übereinander vernäht. Klassische Vertreter dieser Verfahren sind die Operationen nach Shouldice oder Bassini.

Erkenntnisse aus der Wissenschaft

  • Operationsverfahren mit Kunststoffnetzen gehen mit geringeren Schmerzen, einer rascheren Erholung und einer geringeren Gefahr für einen Wiederholungsbruch einher als die klassischen Operationen ohne Netz.
  • Die laparoskopische und offene Netzeinpflanzung über einen minimal-invasiven Zugang führen zu vergleichbar günstigen Resultaten.
  • Die Therapie erfolgt ganz individuell und den Befunden unter Berücksichtigung der Gesamtkonstellation entsprechend („tailored approach“).

Arten von Operationen mit Kunststoffnetz

Total extraperitoneale Patchplastik (TEPP / TEP):

  • Dieses Operationsverfahren wird in minimal-invasiver Kameratechnik über drei kleine Schnitte im Unterbauch durchgeführt.
  • Zwischen das Bauchfell und die Bauchdeckenfaszie wird nach Beseitigung des Bruches ein Kunststoffnetz zur Abdichtung eingesetzt.
  • Der Vorteil im Vergleich zu anderen Verfahren ist die Tatsache, dass keine Fixation des Netzes erforderlich ist. Somit ist die Gefahr für eine ungewollte Schädigung von Nerven und für dauerhafte Nervenschmerzen gering. Ebenso ist diese mit wenigen Schmerzen verbundene Netzplastik sofort belastungsstabil.

Transabdominelle Patchplastik (TAPP):

  • Bei diesem minimal-invasiven Verfahren wird über kleine Schnitte ein Zugang zur Bauchhöhle geschaffen und das Kunststoffnetz auf diesem Weg in die Leistenregion eingebracht.

Welches Operationsverfahren ist für mich geeignet?

Hier gibt es keine pauschale Antwort. Viele Arbeitsgruppen haben ihre Ergebnisse dazu in Fachzeitschriften veröffentlicht. Zudem spielt die Erfahrung der Operateur*innen und deren Vertrautheit mit den einzelnen Operationstechniken eine große Rolle.

Seit 2009 gibt es eine Leitlinie der Europäischen Herniengesellschaft (European Hernia Society, EHS) für die Behandlung des Leistenbruches bei Erwachsenen. Darin wird auf höchstem Evidenzgrad (Level 1A) festgestellt, dass die Versorgung von Leistenbrüchen mit Netzen zu geringeren Rezidivraten (Wiederauftreten von Brüchen) führt. Diese Aspekte sind bei der definitiven Auswahl des Operationsverfahrens zu berücksichtigen. Aufgrund unserer Erfahrungen und unserer Expertise gewährleisten wir in jedem Fall, ein individuelles und optimales Operationskonzept zu erarbeiten. Dazu können Sie sich in unserer Sprechstunde vorstellen.