Strumachirurgie

Die Strumachirurgie ist ein wesentlicher operativer Schwerpunkt unserer Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Proktologie. Aufgrund der großen Erfahrung und guten Reputation kommen Patient*innen aus ganz Mitteldeutschland zur Schilddrüsenoperation zu uns nach Reifenstein. Wir führen Struma-OPs sämtlicher Schwierigkeitsgrade sowie Wiederholungseingriffe nach Voroperationen durch.

Unsere Ziele sind Ihre Vorteile:

  • Hoher Behandlungskomfort / Behandlungsqualität
  • Minimale Operationsrisiken und exzellente Langzeitergebnisse
  • Moderne Operationstechniken und langjährige fachliche und institutionelle Erfahrung
  • Konsequentes Qualitätsmanagement
  • Minimale Risiken für Stimmbandschädigungen / dauerhaften Kalziummangel (unter 1 %)
  • Mitglied des Deutschen Schilddrüsenzentrums (Netzwerk anerkannter Schilddrüsenexperten)
  • Fachspezifische Weiterbildungen und umfassende Informationsweitergabe an Patient*innen

Wann sollte die Schilddrüse operiert werden?

Die Notwendigkeit einer Struma-OP ist manchmal eindeutig und dringlich, manchmal relativ und nicht so eilig. Trotz bestimmter allgemeiner Regeln wird das empfohlene Vorgehen immer an die individuellen Erfordernisse des Einzelfalles angepasst.

Eine eindeutige und baldige Operationsempfehlung besteht im Allgemeinen bei:

  • Krebsverdächtigen Schilddrüsenknoten
  • Schilddrüsenkrebsen

Darüber hinaus kann eine Struma-OP auch bei anderen Erkrankungen erforderlich bzw. empfehlenswert sein.

Bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation müssen die erhofften Vorteile gegen die möglichen Risiken und Komplikationsmöglichkeiten der Behandlung abgewogen werden.

Strumasprechstunde:
Montag: 13.00 – 15.00 Uhr
Ort: Haus Reifenstein

Optimale Wundheilung dank Radiowellen und spezieller Nahttechnik

Für eine optimale Wundheilung führen wir den für die OP notwendigen Hautschnitt im Halsbereich mit einem Radiofrequenz-Skalpell durch. Es durchtrennt die Haut äußerst präzise und ohne Blutung. Außerdem schont es durch die zielgerichtete Ausbreitung der hochfrequenten Radiowellen das unmittelbar angrenzende Gewebe, was zu einer optimaleren Wundheilung, weniger Schwellungen, schnellerer Heilung und minimaler Narbenbildung führt.

Am Ende der Operation wird die Wunde durch eine sogenannte Intrakutannaht verschlossen. Bei dieser speziellen Technik wird die Naht an der einen Seite der Wunde eingestochen, im Bereich der Wunde nur in der Haut geführt und schließlich am anderen Ende der Haut wieder ausgestochen. Für die gesamte Hautnaht wird nur ein einziger Faden benötigt. Die Vorteile:

  • Kosmetisch optimal angenäherte Wundränder
  • Keine sichtbaren Narben
  • Schnelles und schmerzfreies Ziehen des Fadens

Für bessere kosmetische Ergebnisse

Der Standardzugang zur Schilddrüse ist der sogenannte KOCHER-Kragenschnitt, der an der vorderen und unteren Halspartie und wenige Zentimeter über der sogenannten Drosselgrube ansetzt. Die genaue Größe und Lage des Schnittes hängen unter anderem von der Größe der Schilddrüse, der Art der geplanten Operation, der Form des Halses und vorbestehenden Narben sowie der Lage der Hautfalten ab. Bestehen bereits Falten am Hals, wird der Schnitt aus kosmetischen Gründen nach Möglichkeit in eine solche Falte gelegt. Die Anwendung spezieller Skalpelle (Radiowellenskalpell) und Nahttechniken sorgen für ein nahezu narbenfreies Ergebnis.

Wie häufig sind Komplikationen?

Im Regelfall ist eine Schilddrüsenresektion im Allgemeinen risikoarm. Das sogenannte allgemeine Operationsrisiko für Lungenentzündungen, Thrombosen, Herzinfarkte usw. ist minimal und die operative Sterblichkeit geht gegen Null.

Sogenannte spezielle Komplikationen bei Struma-OPs bestehen im Wesentlichen in folgenden Störungen:

Wundheilungsstörungen – in unter 1 % der Fälle

  • Wundheilungsstörungen sind in der Regel gut behandelbar und heilen fast immer folgenlos aus.

Postoperative Blutung, Bluterguss, Blutverlust – bei bis zu 3 % der Fälle

  • Nach einer Schilddrüsenoperation kann ein Bluterguss entstehen und zu unangenehmen Druckgefühlen oder Problemen beim Atmen führen.
  • In solchen Fällen werden die Blutergüsse am besten operativ über den bereits bestehenden Hautschnitt entfernt und eventuell noch vorhandene Blutungen chirurgisch gestillt.
  • Solche Operationen werden in bis zu 3 % der Fälle erforderlich und hinterlassen in der Regel keine Folgeschäden.

Stimm- und Sprachstörungen – in unter 1 % der Fälle

  • Einer dauerhaften Schädigung der Stimmbandnerven beugen wir mit modernen Operationstechniken, der konsequenten Darstellung der Stimmbandnerven und dem sogenannten Neuromonitoring wirksam vor.

Kalziumstoffwechselstörung – in unter 1 % der Fälle

  • An der hinteren Schilddrüsenkapsel liegen auf jeder Halsseite zwei reiskorn- bis linsengroße Nebenschilddrüsen, die den Kalziumstoffwechsel im Körper regulieren. Damit sie aufgrund ihrer manchmal untypischen Lage nicht versehentlich entfernt oder in ihrer Blutversorgung beeinträchtigt werden, lokalisieren wir sie vor jeder Schilddrüsenoperation genau. So reduzieren wir so das Risiko von Schädigungen und damit verbundenen dauerhaften Beeinträchtigung des Kalziumhaushaltes.

Von Erstgespräch bis Aufwachraum

So läuft die operative Versorgung bei Struma-OPs ab:

Schritt 1: Operationsvorbereitung

Vor einer Struma-OP muss die Schilddrüse zunächst gründlich voruntersucht werden:

  • Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut
  • Ultraschalluntersuchung
  • Szintigraphie der Schilddrüse

Zur Beurteilung der Operations- und Narkosefähigkeit wird das Blut untersucht und ein EKG durchgeführt. Fallabhängig können auch noch weitere Untersuchungen wie eine Probepunktion eines Schilddrüsenknotens oder eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbes erforderlich werden. Zur unmittelbaren Operationsvorbereitung gehört außerdem eine Untersuchung der Stimmbandfunktion durch eine HNO-Ärztin / einen HNO-Arzt.

In der Regel werden unsere Patient*innen bereits mit den entsprechenden Untersuchungsbefunden in unsere ambulante Sprechstunde überwiesen. Werden weitere Tests benötigt, können Sie diese im Krankenhaus oder in Ihrer Facharztpraxis durchführen lassen. Im Rahmen der Konsultation bei uns werden dann die Operation und Narkose besprochen und wir vereinbaren den gewünschten Operationstermin. Prinzipiell ist es möglich, alle Vorbereitungen ambulant zu treffen, so dass Sie erst am Morgen des Operationstages in die stationäre Behandlung aufgenommen werden. Alternativ ist auch die stationäre Aufnahme am Vortag der Operation möglich.

Schritt 2: Operationstag

Die Struma-OP wird in Vollnarkose durchgeführt. Am Operationstag darf vor der Operation nichts gegessen, getrunken und auch nicht geraucht werden.

Zur Operation wird an einem Arm eine Infusion (Tropf) angelegt. In der Regel wird in die Wunde ein dünner Katheter (Drainage) zum Ableiten von Blut und Wundflüssigkeit eingelegt, der mit einem kleinen Ablaufbehälter verbunden ist. Die Operationswunde wird am Ende des Eingriffs steril abgedeckt.

Alle Patient*innen verbleiben nach der Operation bis zum Folgetag zur Überwachung auf unserer Wachstation. Gegen Wundschmerz und Schwellungen werden entsprechende Medikamente gegeben. Sollte deren Wirkung nicht ausreichend sein, können über die Infusion (Tropf) jederzeit weitere Medikamente verabreicht werden. Bitte informieren Sie das Pflegepersonal, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Medikamente zu schwach dosiert sind. Dann leiten wir entsprechende Maßnahmen ein.

Bei glattem Verlauf können Sie etwa 4 Stunden nach der Operation wieder trinken und essen. Auch die selbstständige Toilettenbenutzung ist in Begleitung des Pflegepersonals möglich. Nach dem Eingriff besprechen wir mit Ihnen den Verlauf der OP, gern auch zusammen mit Ihren Angehörigen.

Schritt 3: Nachsorge

Am Tag nach der Operation entfernen wir in der Regel die Infusion (Tropf) und die Wunddrainage und erneuern den Verband, so dass Sie sich wieder völlig frei auf der Station bewegen können. Die Dauer des Aufenthalts bei uns hängt vom weiteren Verlauf ab. Wenn keine Komplikationen auftreten und die Wunde problemlos heilt, können die meisten Patient*innen bereits am 3. Tag nach der Operation die Klinik verlassen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Hautfaden und das Pflaster entfernt. Bestehen noch eine stärkere Schwellung, Schluckschmerzen oder ein operationsbedingter Abfall des Blutkalziums, kann im Einzelfall eine längere stationäre Beobachtung notwendig sein.

Beim Entlassungsgespräch wird die weitere Behandlung abgeklärt und festgelegt. Da die feingewebliche Begutachtung der Operationspräparate einige Tage erfordert und der definitive Befund bei der Entlassung häufig noch nicht vorliegt, vereinbaren wir mit den Patient*innen in diesem Gespräch auch die Art der Befundübermittlung.

Schritt 4: Ambulante Nachversorgung

Eine Woche nach Ihrer Struma-OP sollten Sie noch einmal in Ihrer HNO-Praxis vorstellig werden, um die abschließende Kontrolle der Stimmbandfunktion durchzuführen. Nach Operation gutartiger Erkrankungen werden in den meisten Fällen Schilddrüsenhormone und/oder Jod in einer bestimmten Dosierung verordnet.

Nach etwa 6 Wochen müssen die Schilddrüsenwerte in der Hausarztpraxis erneut kontrolliert werden. Dann ist eventuell eine Veränderung der Dosis oder der Art der Medikamente erforderlich. Auch nach einer erfolgreichen Schilddrüsenoperation ist in der Regel eine lebenslange Kontrolle zu empfehlen.

Stimmveränderungen nach Struma-OPs?

Die Schilddrüse befindet sich in unmittelbarer anatomischer Nachbarschaft zum Kehlkopf, den Stimmbandnerven und anderen für die Stimmbildung wichtigen Strukturen. Daher kann es nach einer Operation an der Schilddrüse auch zu Auswirkungen auf die Stimm- und Sprachbildung kommen.

Aber keine Sorge: Die meisten Veränderungen der Stimm- und Sprachbildung betreffen die unmittelbare postoperative Phase und treten durch operations- und narkosebedingte Schwellungen und Reizzustände auf. Auch psychische Reaktionen durch Angst, Schmerz oder Schonmechanismen spielen eine Rolle. Wie bei einer Erkältung kann die Stimme heiser, krächzend oder schwach klingen. Diese Veränderungen bilden sich aber meist innerhalb weniger Tage komplett zurück.

Stimmschonend operieren – Komplikationen vermeiden.

Bei Schädigung eines Stimmbandnervs kommt es zu einer einseitigen Stimmbandlähmung (einseitige Recurrensparese). Die Stimme ist dann heiser und schwach. Bei der beidseitigen Stimmbandlähmung (beidseitige Recurrensparese) bestehen zudem Schwierigkeiten beim Atmen und Luftholen. Die Heilungschancen hängen bei beiden Formen von der Ursache ab: Liegen Schwellungen, Zerrungen oder Quetschungen der dünnen Nerven zugrunde, bildet sich die Lähmung in der Regel innerhalb einiger Wochen oder Monate von selbst und vollständig zurück.

Bei einer ungewollten Durchtrennung oder sonstigen irreparablen Schädigungen ist im Allgemeinen keine Wiederherstellung der Nervenfunktion zu erwarten. Auch mikrochirurgische Nervennähte oder andere operative Rekonstruktionsversuche führen in der Regel nicht zu einer Verbesserung der Heilungsaussichten. Durch eine früh einsetzende und konsequente Stimm- und Sprachtherapie allerdings können in den allermeisten Fällen ein zufriedenstellendes Ergebnis und eine gute Rehabilitation erzielt werden.

Starke Nerven dank Neuromonitoring

Bei einer Schilddrüsenoperation muss alles krankhaft veränderte Schilddrüsengewebe entfernt werden. Bei der radikalen Entfernung des kranken Gewebes, das nahe an den Stimmbandnerven liegt, ist die eindeutige Darstellung der Stimmbandnerven eine absolute Voraussetzung für seine Schonung. Um Sie während des Eingriffs sicher überwachen zu können, wenden wir das Verfahren des intraoperativen Neuromonitorings an. Dabei führen wir einen Spezialtubus mit eingearbeiteten feinen Elektroden auf Höhe der Stimmbänder ein. Diese Elektroden melden die Bewegung der Stimmbänder und messen die Dauer zwischen Impuls und Reizantwort. So kann sich die Operateurin / der Operateur zu jedem Zeitpunkt der Schilddrüsen-OP über die Funktionsfähigkeit des Regelkreises überzeugen und die Operationstaktik an die anatomischen und funktionellen Gegebenheiten anpassen.

Auf Nummer Sicher gehen

Die feinen Stimmbandnerven verlaufen unmittelbar hinter der Schilddrüse zum Kehlkopf hin, wo sie u. a. für das Öffnen der Stimmbänder sorgen. Diese Nerven können unabhängig von einer Operation durch Schilddrüsenvergrößerungen oder durch Tumore geschädigt werden. Aus diesem Grund wird die Stimmbandfunktion auch schon vor einer Schilddrüsenoperation überprüft.

Sektionsleitung Strumachirurgie

Carola Marshall
Fachärztin für Chirurgie und Allgemeinmedizin, Ärztin für Notfallmedizin
Dr. med. Silvio Konrad
Facharzt für Chirurgie, Arzt für Notfallmedizin